Schonungslos und hautnah läßt Aliana Brodmann ihre Protagonistin Helena Kahn erzählen, warum sie nach Jahren im Exil immer noch – und wieder nicht – in die ihr aus der Kindheit vertraute und lieb gewonnene Heimat Deutschland zurückkehren kann, in das ihre Eltern im Todesmarsch aus Polen getrieben worden waren.
Helenas Drama, in das sie hineinstürzt wie in den ersten Schnee ihrer Kindheit, gefallen auf die Trümmer des Zweiten Weltkrieges und trügerisch Gefahren verdeckend, steigert sich aus der steten Wiederholung unbeantworteter Fragen immer mehr.
Auf ihrer Suche nach Antworten entblößt sie hartnäckig gehütete Geheimnisse, dem Eigennutz dienende Märchen und infame Lügen, stößt auf fatale Obsessionen, fragwürdige Aktivitäten, unverheilte Wunden und auf eine Wahrheit, die bis zum heutigen Tag verdrängt wird.
Aliana Brodmann kam 1949 als Tochter polnischer Shoah-Überlebender in München zur Welt. Sie ist Autorin und war von 2003 bis 2005 die erste weibliche Präsidentin des P.E.N.-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland. Sie emigrierte 1971 in die USA, wo sie seither lebt. In diesem stark autobiographisch gefärbten Roman lässt sie ihre in Neuengland wohnhafte Erzählerin das Leben eines typischen, im Westdeutschland der Nachkriegszeit aufwachsenden jüdischen Kindes rekapitulieren; sie beschreibt die Scham der Eltern darüber, im Land der Täter geblieben zu sein, ebenso wie die daraus resultierenden, »von gequältem Stöhnen akzentuierten Gespräche, die oft plötzlich von gegenseitigem Deuten auf die wachen Kinderohren unterbrochen wurden«.
10 € | 8 €