Wie schreiben sich ideologische Prägungen aus der DDR-Zeit selbst in den Generationen fort, die die DDR nur als Kinder kannten? Wie viel lässt sich aus der Erinnerung über die Systemtreue oder Dissidenz erfahren, die sich im Leben der Elterngeneration festgeschrieben haben? Die Bücher von Anne Rabe (Die Möglichkeit von Glück, 2023) und Artur Weigandt (Die Verräter, 2023) gehen den Repressionen, Erfahrungen und Verwundungen nach, die Diktaturen aber auch Systembrüche im Leben von Menschen hinterlassen.
Anne Rabe
geb. 1986 in Wismar, ist Dramatikerin, Drehbuchautorin und Essayistin. Ihre Theaterstücke wurden mehrfach ausgezeichnet. Als Drehbuchautorin war sie Teil der Kultserie Warten auf’n Bus. Seit mehreren Jahren tritt sie zudem als Essayistin und Vortragende zur Vergangenheitsbewältigung in Ostdeutschland in Erscheinung. Die Möglichkeit von Glück ist ihr Prosadebüt.
Artur Weigandt
geb. 1994 in Uspenka, Kasachstan, studierte in Frankfurt am Main Ästhetik, verbrachte aber auch längere Zeit in Prag, Kyjiw und Tbilissi. Als Journalist schreibt er unter anderem für DIE ZEIT, FAZ und Die Welt. Die Verräter ist sein literarisches Debüt.
Moderation:
Daniel Schulz, Journalist und Autor (Ich höre keine Sirenen mehr, 2023)
7 € | 5 €
Zur Reihe:
Das Deutsche Hygiene-Museum setzt die Literaturreihe »Umbruch. Nachwendezeit in Stadt und Land« auch in 2023 fort: Hier kommen Autor:innen wieder über Bücher ins Gespräch, in denen die Lebensrealitäten von Menschen vor und nach dem Ende des Ostblocks geschildert werden. Wir lernen Figuren kennen, die im Erinnern ihre Stimme finden und dabei nicht nur der eigenen Sprachlosigkeit begegnen. An zwei Abenden blicken wir darauf, wie die Gewalt von politischen Systemen sich ins Private einzuschreiben vermag und wie die geopolitischen Erschütterungen Ende der 1980er Jahre bis heute in zwischenmenschlichen Beziehungen ihre Echokammer finden.