Montag, 19.09.2022
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Chaim Noll »Der Rufer aus der Wüste«

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Wie 16 Merkel-Jahre Deutschland ramponiert haben. Eine Ansage aus dem Exil in Israel

Noll wuchs in der DDR als Sohn des dort lebenden Schriftstellers Dieter Noll, der nach den Bestimmungen der Nürnberger Rassengesetze im Dritten Reich als »Halbjude« galt, auf. Über das Judentum und darüber, was es bedeutet, jüdisch zu sein, wusste er nach eigener Aussage in seiner Kindheit »fast nichts«.

Er studierte Kunst und Kunstgeschichte in Ost-Berlin, bevor er sich 1980 durch die Einweisung in eine Nervenklinik der Einberufung zur NVA im November entzog und anschließend ausgemustert wurde. Am 8. Mai 1984 siedelte er als Regimegegner nach West-Berlin über und arbeitete dort als Journalist. Während des Zweiten Golfkrieges, als die deutsche Linke 1991 gegen die USA und Israel demonstrierte, änderte er seinen Vornamen. Um ein Zeichen zu setzen, nannte er sich von nun an Chaim statt Hans.

Seit 1995 lebt er mit seiner Frau, der Malerin Sabine Kahane (Binah Kahana), in Israel. Zunächst lebten sie in Midreshet Sde Boker in der Wüste Negev, dann in Be’er Scheva und in Meitar. 1998 erhielt er die israelische Staatsbürgerschaft. Noll unterrichtet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit an der Universität in Be’er Scheva und reist regelmäßig zu Vorträgen und Lesungen nach Deutschland.

Im Herbst 2020 gehörte er zu den Erstunterzeichnern des Appell für freie Debattenräume.

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