Schon ab 1968, als der erste Gedichtband Wunderbare Wurzeln erschien, war es klar, dass das alte Konzept, einen Zyklus als eine simple Summe einzelner Gedichte zu präsentieren, nicht mehr aufrecht zu erhalten war. György Mandics, damals frischer Absolvent der Mathematikwissenschaften, wünschte seine neu erworbenen Fähigkeiten nicht als Assistent an der Universität, sondern für die Aufwertung und Umwandlung in Richtung eines Supertextes zu verwenden. Je mehr homogene und übersichtliche große Strukturen auf dem Niveau eines Gedichtbandes erkennbar werden, desto mehr Möglichkeiten eröffnen sich für überraschende Mitteilungen und Inhalte. György Mandics Gedichte verwirklichen sich auf drei Sinnesebenen. Die tiefste Deutungsebene ist durch die Summe der einzelnen Basisgedichte bestimmt. Die zweite Ebene ergibt sich aus der Deutung der allegorischen und kodifizierten Worte der ersten Ebene und besteht aus der unsagbaren Realität, die die Existenz im Ceaușescu-Regime (1976) umschreibt. Eine dritte abstrakte Ebene bewegt sich auf dem Niveau philosophischer Verallgemeinerungen. Beim ersten Lesen von Theseus im Labyrinth z. B. nimmt man den mythologischen Gehalt des Gedichts auf. Erst beim wiederholten Lesen erschließen sich die weiteren Sinnebenen.
6 € | 4 €
Eine Kooperation der Museen der Stadt Dresden und der Literarischen Arena e.V.