Ijoma Mangold © Christian Werner
Mittwoch, 06.07.2022
19:00

Ijoma Mangold »Der innere Stammtisch«

Ein politisches Tagebuch

Zurück

Reihe »Freiheit – große, kleine oder keine?«

Gemeinhin gilt der Stammtisch als Symbol spießbürgerlicher Engstirnigkeit und Polemik. An ihm werden geradeheraus aktuelle Themen verhandelt, ohne auf eine gewählte Ausdrucksweise oder Gefühle anderer Rücksicht zu nehmen. Der Stammtisch ist jedoch auch ein geschützter Raum mit überschaubarem Adressatenkreis, an dem Meinungen ohne Furcht vor Vorverurteilung geäußert und diskutiert werden können.

Für Ijoma Mangold ist der innere Stammtisch der Aushandlungsprozess, bei dem aus verschiedenen Argumenten, Fakten aber auch sinnlichen Eindrücken und Affekten eine individuelle Meinung entsteht. Durch eine in Tagebuchform verfasste Selbstreflexion geht Mangold diesen Prozessen auf den Grund. Er beschreibt, was er auf der Weihnachtsfeier der ZEIT und am Rande der Berlinale erlebt, dass sein Sportlehrer sich nie angeschnallt hat und warum Greta ihn triggert. Im Januar erklärt Helena, eine russlanddeutsche Bekannte, ihm ihren Feminismus, im Februar denkt er über das Wahlergebnis in Hamburg nach, im März stellt er fest, dass das Decamerone bei Dussmann ausverkauft ist. Wegen Corona. Verwundert blickt er auf die, denen einerseits »Tugendterror« oder »Multikulti-Romantik«, andererseits »Agism« oder »Faschismus« leicht von den Lippen gehen. Deutlich wird bei seinen Begegnungen, dass die Basis, auf der wir jeden Tag Urteile fällen und Entscheidungen treffen, schmal und schwankend ist. Und doch ist sie alles, was wir haben.

Ausgehend von seinem politischen Tagebuch Der innere Stammtisch diskutiert der Literaturkritiker Ijoma Mangold mit dem Politikwissenschaftler Dr. Christoph Meißelbach über Freiheit in/von gesellschaftlichen Diskursen.

Dr. Christoph Meißelbach ist neben seiner wissenschaftlichen Arbeit in verschiedenen Projekten der politischen Bildung tätig. Er beschäftigt sich vorwiegend mit demokratischen Werten, politischem Streit und digitaler Demokratie.

Moderation: Michael Ernst

7 € | 5 €