Dienstag, 14.06.2022
19:00

Julia Weber »Die Vermengung«

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Woraus wird Kunst geboren? Sind Künstlerdasein und Elternschaft miteinander vereinbar? Und wie wichtig sind die Bedingungen, unter denen Literatur entsteht? Julia Weber hat in ihrem zweiten Buch Die Vermengung diese Fragen verhandelt.

Am Anfang des Buches wird Julia, die gerade an ihrem zweiten Roman schreibt, mit ihrem zweiten Kind schwanger. Diese Nachricht zieht ihr den Boden unter den Füßen weg. Waren bisher Beruf und Familienleben zwei separate Bereiche, die sie mit ihrem Partner H. teilt, glaubt sie nun, diese Trennung nicht mehr durchhalten zu können. Zugleich sieht sie sich der generellen Auffassung gegenübergestellt, dass eine Frau nicht gleichzeitig gute Künstlerin und gute Mutter sein kann.

Julia Weber, 1983 in Tansania geboren und in Zürich aufgewachsen, studierte Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. 2017 erschien ihr erster Roman Immer ist alles schön, der gleich mehrfach ausgezeichnet wurde. Mit dem Schreiben ihres zweiten Buches schafft sich Julia Weber selbst die Bedingung der Möglichkeit, zugleich Mutter und Schriftstellerin zu sein. Die Vermengung von Leben und Kunst sei die einzige Möglichkeit, sagt sie. Es gehe darum, die »Weichheit in der Kunst« zuzulassen und das Bild dieses »Genies« langsam abzutragen. Kinski, Pasolini, Frisch oder Schlingensief hätten ihre Kunst aus der Kompromisslosigkeit heraus entwickelt. Doch Kunst könne auch Einfühlsamkeit und Fürsorge sein, und es solle »kein Arschloch mehr entschuldigt werden, weil es in seinem Arschlochsein kompromisslos sei, weil es müsse, weil die Welt auf seine Genialität nicht verzichten könne.«

Es ist das Bild des Genies, gegen das Julia Weber anschreibt: das Genie als Mann, der mit sich selbst im Reinen seinen tiefen, fantastischen Gedanken nachgeht. Sie fragt: Wie soll man genial sein, wenn man nicht bei jedem fantastischen Gedanken gleich an den Schreibtisch gehen kann, sondern erst einmal den Kindern die Windeln wechseln und das Essen vom Boden aufwischen muss.

 

6 € | 4 €

Die Lesung wird durch die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia gefördert. Eine Kooperation der Literarischen Arena e.V., der Evangelischen Akademie Sachsen und der Museen der Stadt Dresden.