Marica Bodrozic (c) Peter von Felbert
Montag, 07.11.2022
19:30

Marica Bodrožić »Spuren von Enden in uns #1«

Erste Vorlesung der Chamisso-Poetikdozentur 2022

Zurück

»Zugehörigkeit«

In einer Welt, in der die kriegerisch vorgetragenen dualen Denkweisen immer mehr zunehmen, faschistische Haltungen öffentlich vorgetragen werden und das Gesamtgefüge des Weltfriedens unterwandern, ist es von großer Bedeutung, Form und Inhalt von Zugehörigkeit genau zu hinterfragen. Der einzelne Mensch ist in diesem Kontinuum der inneren und äußeren Bewegungen ein genauer Seismograph. Sich im eigenen Denken und in den eigenen Sehnsüchten abzutasten, fordert heraus und ist doch der einzige Weg, die Muster des eigenen Lebens zu erkennen. Nur wer die Muster versteht, kann innen und außen miteinander ins Gespräch bringen. Sprachen, Fluchten, Ankünfte und Aufbrüche, all das gehört in unserer Zeit nicht mehr zu einem nationalen oder religiösen Singular, sondern ist modus vivendi in Richtung eines neuen Denkens und einer Kultur des Teiles. Wenn aber alles im Aufbruch ist, was ist dann der Umbruch im eigenen Geist?

Moderation: Christian Lehnert, Dichter und Theologe

Kooperationsveranstaltung von Sächsische Akademie der Künste, Bildung und Gesellschaft e.V. und Städtische Bibliotheken Dresden.

Eintritt frei | Um Anmeldung wird gebeten unter zentralbibliothek@bibo-dresden.de

 

Marica Bodrožić

Sie wurde 1973 in der Nähe von Split in Dalmatien geboren und kam 1983 nach Deutschland. Nach einer Buchhändlerlehre studierte sie Kulturanthropologie, Psychoanalyse und Slawistik in Frankfurt am Main. Ihr deutschsprachiges Debüt waren die Erzählungen Tito ist tot (2002). In ihrem autobiografischen Buch Sterne erben, Sterne färben (2007) schildert sie ihr Verhältnis zur deutschen Sprache, die auch die Sprache ihrer Literatur geworden ist.

Sie wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem European Prize for Literature (2013), dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung (2015), dem Walter-Hasenclever-Literaturpreis (2020) und zuletzt mit dem Manès Sperber-Preis für Literatur (2021).

Bodrožić arbeitet außerdem als Übersetzerin aus dem Englischen und dem Kroatischen. Sie hat sich in Essays, Features und Kritiken u. a. mit Nazim Hikmet, Anne Sexton, Robinson Jeffers, Dubravka Ugrešić, Danilo Kiš, Joseph Brodsky, Marina Zwetajewa und mit der Zweisprachigkeit bei Elias Canetti und Vladimir Nabokov befasst. Als Gastprofessorin lehrte sie u. a. am Dartmouth College in den USA. Ihre Bücher wurden bisher in dreizehn Sprachen übersetzt. Marica Bodrožić lebt nach Stationen in Paris und Zürich heute als freie Schriftstellerin in Berlin.  Sie ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.