»Durchlässigkeit«
Ohne die Offenheit in unserem Denken, ohne das Empfinden eines Möglichkeitssinns kann sich nichts verändern. Doch Veränderung ist in jedem Leben und in einer sich fortwährend im Chaos verstrickenden Welt unumgänglich. Was können wir von Menschen lernen, die sich aus der eigenen Bewegtheit heraus mit der Offenheit angefreundet haben? Die sich nicht vor einer neuen Welt fürchten, weil sie selbst schon in sich tragen? Durchlässigkeit ist die Fähigkeit, urteilslos zu schauen und aus den fluiden Sprachen des Geistes Gemeinsamkeiten zu erkennen. Andersheiten als Ufer, nicht als Hindernisse zu erleben, bringt eine Form von Durchlässigkeit mit sich, die nicht anhaftet, sondern weitet. Das setzt einen inneren Zustand der Bereitschaft voraus, tiefer zu sehen, mit Sprache nicht zu schlagen, aber selbst verletzlich zu sein und zu erkennen, dass ich bin, weil der andere ist.
Moderation: Christian Lehnert, Dichter und Theologe
Kooperationsveranstaltung von Sächsische Akademie der Künste, Bildung und Gesellschaft e.V. und Städtische Bibliotheken Dresden.
Eintritt frei | Um Anmeldung wird gebeten unter zentralbibliothek@bibo-dresden.de
Marica Bodrožić
Sie wurde 1973 in der Nähe von Split in Dalmatien geboren und kam 1983 nach Deutschland. Nach einer Buchhändlerlehre studierte sie Kulturanthropologie, Psychoanalyse und Slawistik in Frankfurt am Main. Ihr deutschsprachiges Debüt waren die Erzählungen Tito ist tot (2002). In ihrem autobiografischen Buch Sterne erben, Sterne färben (2007) schildert sie ihr Verhältnis zur deutschen Sprache, die auch die Sprache ihrer Literatur geworden ist.
Sie wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem European Prize for Literature (2013), dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung (2015), dem Walter-Hasenclever-Literaturpreis (2020) und zuletzt mit dem Manès Sperber-Preis für Literatur (2021).
Bodrožić arbeitet außerdem als Übersetzerin aus dem Englischen und dem Kroatischen. Sie hat sich in Essays, Features und Kritiken u. a. mit Nazim Hikmet, Anne Sexton, Robinson Jeffers, Dubravka Ugrešić, Danilo Kiš, Joseph Brodsky, Marina Zwetajewa und mit der Zweisprachigkeit bei Elias Canetti und Vladimir Nabokov befasst. Als Gastprofessorin lehrte sie u. a. am Dartmouth College in den USA. Ihre Bücher wurden bisher in dreizehn Sprachen übersetzt. Marica Bodrožić lebt nach Stationen in Paris und Zürich heute als freie Schriftstellerin in Berlin. Sie ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.