Als das Buch 2005 erschien war es sechzehn Jahre her und (damals) schon vergessen: Was vom Fall der Mauer übrig blieb, sind ein paar Fernsehbilder, ein kleiner Vorrat von Zitaten und Klischees.
Matthias Matussek war damals als SPIEGEL-Reporter dabei und hat alles festgehalten: das Gewühl der Demonstranten vor dem ZK, die Geisterfahrten durch die Provinz, die Freude und die Gier, den Wirrwarr und die Wut. Ein Dreivierteljahr hat er sich eingenistet im Ost-Berliner Palasthotel, Zimmer 6101. Hautnah beschreibt er die Fassaden und die Hintertreppen der »Wende«, die eher einer riesigen Karambolage glich. Und er verschweigt auch nicht die Schäden, die der Zusammenstoß zweier Gesellschaftssysteme zur Folge hatte und die bis heute schmerzen.
Die FAZ charakterisierte Matussek als eine »Art Ethnograph«, der die unmittelbaren und damals doch völlig unbekannten Nachbarn erforscht. Zwischen die Texte von damals, über Heiner Müller und Ruth Berghaus, Ignaz Bubis, Christa Wolf, Hans-Peter Minetti, das Museum für Deutsche Geschichte und die Heinrich-Hertz-Oberschule in Ost-Berlin, über den Buchhandel in der DDR, die DEFA und Gregor Gysi im Wahlkampf, stelle Matussek Überleitungen, in denen er erzähle, wie er sich damals gefühlt und was er selbst zwischen den Gesprächsterminen und Ortsbesichtigungen gemacht habe. Das Resümee des Rezensenten: »Ein besserer Weg zum alten neuen deutschen Anfang findet sich nicht so schnell.«