»Frustmensch trifft Lustmensch. Johann Faust und Sir John Falstaff sitzen in einer Bar«
Die Sächsische Akademie der Künste setzte 2020 den Auftakt für eine neue Chamisso-Poetikdozentur. Damit werden Autoren und Autorinnen ausgezeichnet, die sich aus ihrer persönlichen Erfahrung eines Sprach- und Kulturwechsels heraus mit Fragen nach den nationalen und normativen Zuschreibungen von Literatur und Kultur, Heimat und Geschichte auseinandersetzen. Die dreiteilige Chamisso-Poetikdozentur wird nun mit Paul-Henri Campbell, geboren 1982 in Boston, USA, fortgesetzt.
Der bilingual aufgewachsene Schriftsteller, Übersetzer und Wissenschaftler gilt als einer der wichtigsten Dichter seiner Generation. Sein Interesse gilt dem Konkreten in seiner Verwandelbarkeit. Kritisch stellt er unsere Erwartungen an die Poesie auf den Prüfstand, wenn er fragt: Ist die Sprache ein Serum gegen das Böse? Was riskiert Poesie? Sind Gedichte kompensatorisch?
Worin unterscheidet sich die Poesie von Religion? Diese Frage entwickelt Paul-Henri Campbell in seiner ersten Vorlesung an den beiden Figuren Johann Faust und Sir John Falstaff. Faust stellt sich Campbell als den zerknirschten Pfaffen der Gegenwart vor, der in seinem Engagement an der Gretchenfrage zu Grunde geht und aus Enttäuschung schließlich in einen nihilistischen und apokalyptischen Müßiggang verfällt. Ihm gegenüber steht der verlotterte Ritter Sir John Falstaff: ein heiterer Hochstapler und Lügner, der sich im Genuss verstrickt, aber in der Wahrheit jedes einzelnen bunten Augenblicks nicht weiß, sich selbst zu widerstehen.
Moderation: Michael Hametner, Literaturredakteur Leipzig
Grußwort: Annekatrin Klepsch, Beigeordnete für Kultur und Tourismus
Eine Kooperationsveranstaltung mit der Sächsischen Akademie der Künste und dem Verein Bildung und Gesellschaft e.V.
Eintritt frei | Um Anmeldung wird gebeten unter zentralbibliothek@bibo-dresden.de