Thomas Podhostnik (c) Anke Duensing
Dienstag, 22.04.2025
20:00

Thomas Podhostnik »Chatanga«

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In Chatanga, dem dritten und letzten Teil der Romantrilogie Dear Mr. Saunders von Thomas Podhostnik, verlässt Sergej die ostdeutsche Stadt, lebt eine Weile zurückgezogen in Hessen, bis er zu einem ominösen literarischen Symposium nach Sankt Petersburg eingeladen wird.

Sergej ist ein slawisches Kind von Gastarbeitern, das in Deutschland aufwächst. Er liebt Filme und Bücher, findet aber keinen Platz in der westdeutschen Bildungsgesellschaft. Er wird zum Kleinkriminellen und landet schließlich in Sankt Petersburg, wo er als Spion rekrutiert werden soll.

In drei langen Briefen an den amerikanischen Schriftsteller George Saunders erzählt er seine Lebensgeschichte und reflektiert über slawische Identität, das Schreiben, die deutsche Sprache und die Macht der Privilegierten. Dabei geht er den Fragen nach: wem gehört die Sprache und wem die Erzählungen?

»Hier schreibt nicht einfach einer irgendeinen Roman nach dem Motto: Günter Wallraff meets Felix Krull. Hier lässt sich der wortwörtliche Außenseiter vernehmen, durch defekte Bücher in die schillernde Welt der Sprache und Literatur geholt, der doch in jeder Revolte nur die Bestätigung der herrschenden Verhältnisse sieht. Dass ihm dabei völlig die Fähigkeit abhanden kommt, über irgendetwas zusammenhängend zu denken oder zu sprechen, trifft allerdings nicht zu. Im Parlandoton begibt sich Sergej als der Erniedrigte, aber Begabte auf eine sentimentale Reise in die mitternächtlichen Provinzen – Orpheus in Sankt Petersburg sozusagen. Der Saunders-Brief ist ein höchst unterhaltsames literarisches Statement. Ein ungewöhnlicher Podhostnik, aber sein vielleicht persönlichstes Buch.«
Patrick Wilden

»‚Wer keine Macht hat, ist völlig bedeutungslos, und das gilt auch für die Literatur.‘ Das ist ein scharfer und kalter Satz, der diesem Buch und dem gesamten Roman-Projekt von Thomas Podhostnik als Programm dienen könnte. … Und es ist, wie schon im ersten Teil, Podhostniks feines Gespür für die Möglichkeiten von Ironie, Selbsterhöhung und tiefer Scham, das dieses Buch so leicht und subversiv macht.« MDR Kultur

Thomas Podhostnik wurde 1972 in Radolfzell am Bodensee als Sohn jugoslawischer Gastarbeiter geboren. Er machte eine Lehre zum Speditionskaufmann, dann eine Ausbildung zum Regieassistenten am Teatro Nacional de Cuba. Er studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig.
Thomas Podhostnik verfasst Prosa und experimentelle Prosa, die in Einzeltiteln, Anthologien und Literaturzeitschriften veröffentlicht wurden. Er lebt in Leipzig. In der parasitenpresse erschienen zuletzt von ihm Dear Mr. Saunders. Zweiter Brief (2024), Dear Mr. Saunders. Erster Brief (2024), der Mikro-Roman Frame (2021) sowie der Prosaband Unter Steinen (2020) sowie die Übersetzung ins Russische Под камнями (2021). Außerdem übersetzte er (im Team) die Gedichte der slowenischen Dichterin Ana Pepelnik. Weitere Titel sind u.a. im Luftschacht Verlag erschienen.

Eintritt frei