22.08.2022
Literaturnetz Dresden

Dichten im Schokoladenwerk

Seitenblick: Pirna schreibt

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Ein Kind mit dem Zettel auf dem Knie, die moderne Seniorin am MacBook, die Romantikerin verträumt auf dem Bauch liegend, vor einer Schreibmaschine … So vielfältig wie das Titelbild von Pirna schreibt ist der Bedarf der Bevölkerung. Die Anrede im Slogan – Ja, auch du kannst schreiben! – betont, was Organisator Uwe Delkus ausführt: Zahlreiche sehr unterschiedliche Menschen nutzen das Schreiben für sich als Ventil, nicht unbedingt mit dem Anspruch auf Kunst. Das herkömmliche Tagebuch ist heut der Blog; Fernunis und Volkshochschulen bieten Plattform zum Ausprobieren, den Formulierungen Form zu geben.

Delkus leitet selbst seit Jahren eine Jugendschreibwerkstatt für die Bibliothek und führt Workshops am Schillergymnasium durch. Wovon handeln die Geschichten? Von Alltagserfahrungen oder persönlichen Gedanken, die man vielleicht nicht als einziger hegt. »Mit dem Schreiben ist man meistens allein, gerade wenn man anfängt«, weiß der Organisator. »Ein Schreibfestival ermöglicht es den Interessierten, unter Gleichgesinnte zu kommen, sich auszutauschen und zu vernetzen.« Aber auch die Motivation sei wichtig: Zum Abschluss der Veranstaltung ist eine Gemeinschaftslesung im öffentlichen Raum geplant, um die Publikumswirkung zu testen.

Pirna liest heißt es dann am 25. September. In einer Stadt mit knapp unter 40.000 Einwohnern lassen sich die Leseorte durch einen Spaziergang verbinden. Zur Projektgruppe gehört unter anderem Miriam Tscholl, Gründerin der Dresdner Bürgerbühne, die die Förderung im Rahmen von X-Dörfer des Dresdner Staatsschauspielhauses ins Rollen brachte. Auch die Kooperation mit der Aktion Zivilcourage e.V. zeigt: Es geht um partizipative Projekte mit niedrigschwelligen Angeboten. Pirna schreibt soll sich an Menschen zwischen 8 und 99 Jahren richten, ein gesonderter Schwerpunkt liegt auf dem Schreiben auf Deutsch als Fremdsprache.

Geschrieben werden darf alles: Dresdner Stadtschreiberin Katharina Bendixen berät zur Komposition von Kurzgeschichten; weitere etablierte Autor*innen, wie Kaśka Bryla und Svenja Gräfen, betreuen Workshops für Szenisches oder Biografisches. Auch das Schreibumfeld ist vielgestaltig: Klassische Literatur-Orte, wie die Buchhandlung Gladrow oder die Stadtbibliothek, inspirieren ebenso wie die Feuerwache, das Romantikhotel oder das Schokoladenwerk. Autorin Sibylla Vričić Hausmann führt ihren Dichter*innenkurs auf der Suche nach Motiven ins Freie.

Wichtig ist Delkus die Nachhaltigkeit: »Wenn das Festival angenommen wird, würden wir es gerne in Pirnas Kulturkalender etablieren – auch wenn es gar nicht so einfach ist, da noch eine Lücke zu finden!«

Text von Josefine Gottwald

 

Pirna schreibt findet in Workshops am 17./18. September und 23. Bis 25. September 2022 statt

Anmeldung und mehr Infos unter pirna-schreibt@web.de und im Web

 

Aus dem Programm

Kurzgeschichten | Katharina Bendixen

Gedichte schreiben | Sibylla Vričić Hausmann

Szenen schreiben | Kaśka Bryla

Schreiben für Kinder | Gerda Raidt

Poetry-Slam | Roman Israel

Das erste Mal auf Deutsch | Martina Lisa

Biografisches Schreiben | Svenja Gräfen