Autorenfoto Mirko Bonne, Bild: privat
04.03.2021
Volker Sielaff

DIE FÜNF. Fragen an Mirko Bonné

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Aristoteles unterschied fünf Sinne des Menschen: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tastsinn.

Nach taoistischer Tradition gibt es fünf Elemente: Wasser, Feuer, Erde, Holz, Metall.

Die Fünf ist auch die Zahl der Liebe.

Der Autor Volker Sielaff findet: Grund genug, Schriftstellerinnen und Schriftstellern fünf Fragen zu stellen und sie um grundlegende wie sinnlich-sinnige Antworten zu bitten.

Worüber haben Sie zuletzt gestaunt?

Darüber, wie unsere Kinder auf spielerische Weise mit den Corona-Einschränkungen umzugehen wissen. Ich habe viel von den Kids gelernt.

Worüber waren Sie zuletzt zornig?

Der Zorn ist einer meiner verlässlichsten Begleiter. Werde ich nochmals einen Hund haben, so nenne ich ihn Zorn. Am sauersten in diesem Zornjahr war ich am 6. Januar, als in Washington der Mob aufgewiegelt wurde, um das Kapitol zu stürmen und die US-amerikanische Verfassung zu untergraben.

Welcher Ort inspiriert Sie?

Das Dorf im Luberon, in dem das alte Familienhaus meiner Frau steht, mitten im Ort, unterhalb der Kirche, mit Blick von der Terrasse auf das Tal der Durance. Es riecht nach Feigen. Gelegentlich scheucht der Mistral alles die Straßen hinunter, was nicht festgenagelt ist.

In welche Zeit würden Sie sich mit einer Zeitmaschine befördern lassen?

Ins frühe 19. Jahrhundert mit seinen Landschaften – allerdings nicht ohne die heutige demokratische Freiheit und medizinische Versorgung. Und meine Frau müsste auch mitkommen. Ohne sie ist es überall öde.

Welche historische Person würden Sie gern für eine ausgedehnte Berg- bzw. Strandwanderung treffen?

Mit John Keats würde ich durch Südengland, mit Albert Camus von Lourmarin aus nach Aix-en-Provence wandern. Zum Glück aber sind die beiden auch so bei mir.

In Folge 9 lasen Sie: Fünf Fragen an Dorothee Elminger.

 

Mirko Bonné, geboren 1965 in Tegernsee, lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Hamburg. Sein vielfältiges Oeuvre umfasst neben viel beachteten Romanen Gedichtbände, Erzählungen, Aufsätze und Reisejournale. Für sein Werk wurde er unter anderem mit dem Prix Relay (2008), dem Marie Luise Kaschnitz-Preis (2010) sowie dem Rainer-Malkowski-Preis (2014) ausgezeichnet. Mirko Bonné ist Mitherausgeber des Jahrbuchs der Lyrik 2019. Er übersetzte neben Sherwood Anderson, Emily Dickinson, John Keats, Grace Paley, Henry James und William Butler Yeats zahlreiche weitere Autoren aus dem Englischen und Französischen. Zuletzt erschien von ihm der Gedichtband »Wimpern und Asche« (2018) und soeben sein neuer, großer Roman »Seeland Schneeland« (2021), beides im Schöffling Verlag. 
»Mirko Bonné ist ein wahrer Schriftsteller des Herzens, ein Melancholiker altmeisterlichen Formats, in dem doch etwas kindlich Ungestümes rumort.« (Oliver Jungen, FAZ)

Volker Sielaff lebt als Autor und Publizist in Dresden und ist Mitorganisator des Festivals für Zeitgenössische Literatur »Literatur Jetzt!«. Mehrere Gedichtbände und ein Journal liegen vor, unter anderem »Glossar des Prinzen« und »Überall Welt«. Soeben erschien ist im Verlag Voland & Quist / Edition Azur sein neues Buch »Barfuß vor Penelope«. Michael Braun sagte dazu im Deutschlandfunk: »In seinem neuen Gedichtband »Barfuß vor Penelope« treibt Sielaff seine Sprachkunst auf die Spitze und durchläuft hierbei von Kapitel zu Kapitel immer neue Selbstverwandlungen.«