Charlotte Gneuß (c) Sascha Schlegel
15.11.2023
Stadt Dresden

Die neue Stadtschreiberin heißt Charlotte Gneuß

Ihr Debütroman »Gittersee« wurde mit dem »aspekte«-Literaturpreis ausgezeichnet

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Die Jury hat entschieden: Die Autorin Charlotte Gneuß wird im Jahr 2024 Dresdner Stadtschreiberin. Für ein halbes Jahr erhält sie mit dem Amt ein Stipendium und eine mietfreie Wohnung in Dresden. Das Stipendium wird von der Landeshauptstadt Dresden in Kooperation mit der Dresdner Stiftung Kunst & Kultur der Ostsächsischen Sparkasse Dresden vergeben.

Nach Sichtung und ausführlicher Diskussion der eingegangenen Texte hat sich die Jury für Charlotte Gneuß entschieden. Dabei war erneut eine sehr hohe Anzahl von Bewerbungen zu berücksichtigen. Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch: »Die Vielzahl an sehr interessanten Bewerbungen in den letzten Jahren zeigt die gewachsene Bedeutung dieses Stipendiums. Ich bedanke mich sehr bei der Dresdner Stiftung Kunst & Kultur der Ostsächsischen Sparkasse für diese langjährige und erfolgreiche Kooperation. Dass die Wahl der Jury in diesem Jahr auf Charlotte Gneuß fällt, freut mich noch einmal ganz besonders. In ihrem viel diskutierten letzten Roman hat sie sich sehr spezifisch mit ihrer Dresdner Familiengeschichte auseinandergesetzt. Auf ihre Interventionen und Impulse als Stadtschreiberin bin ich daher schon jetzt gespannt«.

Der Vorstand der Dresdner Stiftung für Kunst & Kultur der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, Heiko Lachmann, ergänzt: »Frau Gneuß repräsentiert eine inspirierende Kombination aus persönlichem Engagement für soziale Gerechtigkeit und einem tiefen Verständnis für Geschichte und Gegenwart. Ihr Aufenthalt als Stadtschreiberin in Dresden wird zweifellos einen bedeutenden Beitrag zur kulturellen Bereicherung und Reflexion Dresdens darstellen.«

Charlotte Gneuß überzeugte die Jury, der in diesem Jahr Michael Bittner (Vorsitz), Franziska Gerstenberg, Annett Groh, Karin Großmann, Axel Helbig, Claudia Zachow und Stephan Hoffmann angehörten, mit ihrem Bewerbungstext ebenso wie mit dem Romandebüt Gittersee: Sie erzählt von einer Schülerin in der DDR, die sich auf Gespräche mit der Staatssicherheit einlässt. In schnörkelloser Sprache erhellt sie ein Stück jüngster Geschichte vor dem Hintergrund der Dresdner Kulisse. Charlotte Gneuß gehört zur Generation der Nachgeborenen, die die DDR auf neue Weise erkunden. Dresden ist ihr durch Studium und Familie vertraut. Nun erhält sie die Gelegenheit, sich noch einmal auf neue Weise intensiv mit der Stadt zu verbinden.

»Ich glaube, ich habe mich selten so sehr gefreut wie über diesen Anruf. Dresden ist der Ort, den meine Eltern vor dem Mauerfall verlassen haben, und mir kommt es vor, als hätte ich ganz persönlich dort etwas verloren, das ich nun suchen muss. Das Amt der Stadtschreiberin zu Dresden unterstützt mich nun bei dieser Suche, und gibt ihr einen Halt, eine Form. Ich bin von ganzem Herzen dankbar«, so die zukünftige Stadtschreiberin.

Charlotte Gneuß

wurde 1992 in Baden-Württemberg geboren, nachdem ihre Eltern Dresden vor dem Mauerfall verlassen hatten. Sie studierte Soziale Arbeit in Dresden, literarisches Schreiben in Leipzig und szenisches Schreiben in Berlin. Sie veröffentlicht in Literaturmagazinen, ist Gastautorin von »ZEIT Online«, war u. a. bei Textwerkstätten der Jürgen- Ponto-Stiftung und der Kölner Schmiede geladen, ist Gewinnerin des Leonhard-Frank-Stipendiums für neue Dramatik und Herausgeberin der Anthologie Glückwunsch, die bei Hanser Berlin erschien. Ihr Debütroman Gittersee stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2023 und wurde mit dem »aspekte«-Literaturpreis für »das beste deutschsprachige Debüt« sowie mit dem Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung 2023 ausgezeichnet.