»Die Wahrheit ist, dass wir die Wahrheit gar nicht kennen, aber Grund haben zu denken, dass sie einige Widersprüche und mindestens zwei Fassungen umschließt.« — aus: Annette, ein Heldinnenepos
In ihrem Buch erzählt Anne Weber von der französischen Ärztin Anne Beaumanoir, Mitglied der Resistance im besetzten Frankreich, die sich nach dem Krieg für ein freies Algerien engagiert und dafür ihre Freiheit, ihre Familie und ihr Leben aufs Spiel setzt. Anne Weber hatte Anne Beaumanoir bei einer Podiumsdiskussion in Südfrankreich kennengelernt und war fasziniert von ihrer Lebensgeschichte und ihrer Persönlichkeit. Die Gespräche, die Anne Weber mit der heute 96-jährigen Neurophysiologin geführt hat, bilden die Grundlage des Epos – ebenso wie die zweibändige Autobiografie, die inzwischen unter dem Titel Wir wollten das Leben ändern auch auf Deutsch erschienen ist.
Die Jury begründet ihre Entscheidung: »Die Kraft von Anne Webers Erzählung kann sich mit der Kraft ihrer Heldin messen: Es ist atemberaubend, wie frisch hier die alte Form des Epos klingt und mit welcher Leichtigkeit Weber die Lebensgeschichte der französischen Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir zu einem Roman über Mut, Widerstandskraft und den Kampf um Freiheit verdichtet. Annette, ein Heldinnenepos ist eine Geschichte voller Härten, die Weber aber mit souveräner Dezenz und feiner Ironie erzählt. Dabei geht es um nichts weniger als die deutsch-französische Geschichte als eine der Grundlagen unseres heutigen Europas. Wir sind dankbar, dass Anne Weber Annette für uns entdeckt hat und von ihr erzählt.«
Zur Autorin
Anne Weber, geboren 1964 in Offenbach, lebt seit 1983 in Paris und veröffentlicht ihre Bücher meist parallel auf Deutsch und auf Französisch. Dabei schreibt sie simultan in beiden Sprachen und hat aus diesem deutsch-französischen Mit- und Gegeneinander eine ganz eigene Schreibmethode entwickelt. Sie übersetzt aber auch die Werke anderer Autoren in beide Sprachrichtungen, so zum Beispiel Birgit Vanderbeke, Wilhelm Genazino oder Sibylle Lewitscharoff ins Französische und Cécile Wajsbrot, Pierre Michon und Georges Perros ins Deutsche.