Beate Baum: Die Ballade von John und Ines (Gmeiner)
04.08.2021
Josefine Gottwald

Dresden-Krimi mit Beat und Pilzschnitt

Zu Beate Baums »Die Ballade von John und Ines«

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Ines Berendt – Sängerin, Pianistin und Songwriterin mit einem herausragenden Beatles-Programm – hat gerade das Studium am LIPA, Paul McCartneys Pop-Universität in Liverpool, begonnen; schon soll sie vom Fleck weg für ein Megaprojekt engagiert werden. Der Deutsche Nicolas Olsen will aus Liverpool eine Beatles-Erlebnisstadt machen, doch schnell merken Ines und ihr Freund John, dass dabei etwas faul sein muss. Ein Wirt, der sich gegen die Idee stellt, wird ermordet und ausgerechnet John gerät unter Tatverdacht – gerade, als Ines bemerkt, dass sie sich etwas mehr als gewöhnlich für ihren Freund interessiert … John und Ines recherchieren auf eigene Faust, ergründen die Rolle des Mordopfers in der »Beatles City« und reisen nach Deutschland, um den Unternehmer zur Rede zu stellen – wo sie unvermeidlich in Dresden landen.

Der eigentlich musikalische Roman wird so mehr und mehr zu einer Detektivgeschichte, die sich zum Teil in Beate Baums Wahlheimat abspielt – genau das Metier, das man als ihr »Heimspiel« bezeichnen könnte. Und doch ist ihre neue »Ballade« anders, so voll musikalischem Leben, dass man das schlagende Herz spürt, das durch die Stadt und die Zeilen springt wie Ines auf ihrer Suche nach Wahrheit.

Bildhafte Beschreibungen und leicht eingängige Figuren lassen den Leser schnell in die Geschichte tauchen, wo sich Eigenheiten der Liverpudlians mit unterhaltsamen Beatles-Anekdoten mischen – vor allem Fakten aus der frühen Bandgeschichte, seltener auch persönliche Einblicke in ihre Charaktere, die dem Roman etwas von einem lockeren Lehrbuch verleihen. Die authentisch recherchierten Locations in Liverpool ergänzen sich mit den Dresdner Örtlichkeiten: Ob Hellerauer Gartenstadt, der Club Tante Ju, Neustadtcharme oder historische Altstadt – die Reisereporterin Baum führt ihre Leser in die spannendsten Ecken und findet dabei immer wieder zu einem Pint im Pub zurück.

Ihr flüssig-dynamischer Stil, der ohne viele Sprachspielereien auskommt, sucht seine Tiefe in Johns unergründlichem Charakter mit einer düsteren Vorgeschichte. Ines versinkt im Gefühlschaos, während der Mann, dem sie immer näher kommt, zurück in seine alte Junkie-Zeit verfällt und schließlich sogar einen Entzug durchmacht … Das letztendlich auch noch Paul McCartney persönlich auftritt, ist vielleicht ein bisschen zu viel des Guten – aber nur einer von vielen Höhepunkten, die Fan-Herzen schneller schlagen lassen.

erschienen in DRESDNER Kulturmagazin 05/15 / Literatur