Das DREAM-Team: Maria C. Brosseit (links) und Vanessa Carduie organisieren die neue Buchmesse für Dresden (Foto: privat)
29.04.2025
Literaturnetz Dresden

Ein Traum für Dresden

Anfang Mai steigt die erste DREAM-Buchmesse im Stadtzentrum

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Maria C. Brosseit und Vanessa Carduie haben insgesamt fünf Kinder und über 30 Romane in die Welt gesetzt. Als Selfpublisherinnen bemühen sie sich um Netzwerkpflege und Connections innerhalb der Szene – jetzt starten sie die erste Buchmesse für junges Publikum mitten im Herzen von Dresden. Mit der Power von zwei Frauen.

Eure Romane spielen zum Teil in Dresden. Wie lokalpatriotisch seid ihr veranlagt?

Maria C. Brosseit: Wir kennen uns schon mehrere Jahre und arbeiten gut zusammen – letztes Jahr gehörten wir beide zu einer Autorengemeinschaft um die Freitaler Bloggerin Ines Wiesner: Wir schrieben weihnachtliche Geschichten in Dresden. Bei einem Kaffee entstand dann die Idee, dass man mehr machen müsste – man fährt für Buchmessen überall in der Bundesrepublik umher – warum nicht mal etwas nach Dresden holen?

Vanessa Carduie: Es gibt so viele Schreibende in Dresden, und viele von ihnen hatten Lust auf eine eigene Messe hier.

Maria C. Brosseit: Uns war wichtig, gemeinsam etwas für die Region zu schaffen, wovon wir denken, dass es eine Bereicherung wäre – vor allem für junge Menschen.

Ihr wart als Aussteller auf den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt und auf der BuchBerlin – wie hat diese Erfahrung euch darin bestärkt, mit DREAM ein eigenes Format zu entwickeln?

Maria C. Brosseit: Große Buchmessen führen schnell zu Überreizung – auch wenn sie natürlich die breite Masse ansprechen. Der Charme, den kleinere Messen – die es auch in ganz Deutschland gibt – haben, ist der enge Kontakt.

Vanessa Carduie: Hier in Dresden kannten wir die Schriftgut-Messe und das Nachfolgeformat Dresden (er)lesen. Mein Eindruck von dem Event ist, dass viele Menschen dorthin kommen, um sich am Tag des offenen Denkmals das Schloss anzusehen – für jüngeres Publikum gibt es da nicht so viel Angebot. Wir schreiben selbst im Romance- und Romantasy-Genre und sahen diese Publikumsmagneten in Dresden unterrepräsentiert.

Wie hat die Idee ihre Kreise gezogen?

Maria C. Brosseit: Die ersten Kontakte waren schon im Vorfeld vorhanden und direkt interessiert. Jeder, der involviert war, brachte auch wieder eigene Connections mit. Ich stellte das Konzept dann beim Schreiberling-Stammtisch vor, und wir starteten eine Instagram-Ausschreibung.

Vanessa Carduie: Die Nachfrage nach den Aussteller-Plätzen war so groß, dass wir die Liste ziemlich schnell schließen mussten. Es sollte ja nicht zu groß werden.

Der enge Kontakt sollte erhalten bleiben …

Maria C. Brosseit: Wir haben jetzt 40 Aussteller*innen. Es sollte von Anfang an eine Messe zum Anfassen werden. Besucher können mit ihren Lieblingsautor*innen über ein Buch sprechen – dieser Austausch ist für beide Seiten von Vorteil.

Vanessa Carduie: Wichtig war uns, eine kleine bezahlbare Messe auch für unbekanntere Autor*innen und kleinere Verlage zu ermöglichen, die sonst nicht so viele Repräsentationsmöglichkeiten haben.

Wie gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten Raum?

Maria C. Brosseit: Es war uns wichtig, einen frei buchbaren Saal zu finden, der noch dazu sehr zentral lag – am besten barrierefrei. Auch hier kam uns das Netzwerk zu Hilfe: Ich kannte die Räume im Haus an der Kreuzkirche aus einem beruflichen Kontext – ich arbeite im Halbleiterbereich. Unter der Woche probt hier der Kreuzchor, ansonsten steht der Raum zur Vermietung.

Vanessa Carduie: Wir reservierten zunächst nur den großen Saal und wollten die ganze Messe dort veranstalten – ziemlich schnell wurde aber klar, dass wir alle drei Räume brauchen würden. Das gibt uns jetzt die Möglichkeit, Lesungen in einem eigenen Raum und damit mit mehr Ruhe zu veranstalten als auf der großen Bühne im Hauptsaal.

Für Lesungen ist das sicher ein Segen …

Maria C. Brosseit: Ein separater Raum hat zwar weniger Laufpublikum, aber bringt viel mehr Atmosphäre, das kommt Autor*innen und Publikum zugute.

Ihr seid beide angestellt, kümmert euch neben dem Schreiben noch um Familien mit kleinen Kindern; wie habt ihr das in so kurzer Zeit – seit Dezember 2024 – auf die Beine stellen können?

Maria C. Brosseit: Abends, nach Feierabend!

Vanessa Carduie: Wir hatten eine sehr gute Arbeitsteilung. Ich war mehr für das Netzwerken zuständig, Maria ist die Frau für das Technische …

Maria C. Brosseit: Ich bin studierte Wirtschaftsinformatikerin und habe zum Beispiel die Website mit ihren Funktionen aufgesetzt.

Dort gibt es auch ein paar besondere Features …

Maria C. Brosseit: Bei so einem neuen Projekt kann man den Besucherzulauf überhaupt nicht einschätzen. Wir haben darum das Konzept einer Voranmeldung entwickelt: Da der Eintritt für alle frei ist, bieten wir für bereits registrierte Besucher eine Goodiebag an, das führte dann auch zur Anmeldung von bisher 150 Leuten.

Und diese Menschen sind?

Maria C. Brosseit: Familien. Teenager. Ich weiß auch von einer Kollegin mit ihren Kindern. Wir wünschen uns, dass es bunt gemischt wird!

In eurer Pressemeldung heißt es, ihr wollt auch Autor*innen repräsentieren, die im Buchhandel nicht vertreten sind – ist das eine generelle Herausforderung der Selfpublisher-Szene?

Vanessa Carduie: Einige der Ausstellenden haben den Schritt in den Buchhandel geschafft, mit viel Glück und Klinkenputzen … Immerhin: Wir durften die Flyer für die Messe auch in Thalia-Filialen und inhabergeführten Buchhandlungen auslegen!

Maria C. Brosseit: Der Austausch der Autor*innen untereinander ist ein positiver Effekt, den es auch auf der Messe geben wird. Solche Fragen – wie kann man das und das angehen – können dann diskutiert werden.

Welches Verhältnis habt ihr zum Unterhaltungsgenre und den Sozialen Medien?

Vanessa Carduie: Ohne die Genreliteratur würden sehr viele junge Leute kein Buch in die Hand nehmen …

Maria C. Brosseit: Ich glaube, wir sind da sehr modern unterwegs: Mein ältestes Kind ist fast 15; wir lesen teilweise dieselben Bücher. Meine Tochter liest Ebooks, weil sie so viel Papier gar nicht schleppen könnte. Ich finde es super, dass Plattformen wie TikTok im Buchbereich genutzt werden – die bunte Mischung macht es doch spannend.

Wenn ihr schreibt, ihr wollt Literatur abseits des Mainstreams ausstellen – was kann man sich darunter vorstellen?

Vanessa Carduie: Neben Lovestorys, Thrillern und Krimis sind auch Nischen vertreten, wie Science Fiction oder der SteamPunk-CyberPunk-Bereich. Diese Felder sind wirklich eng, für echte Liebhaber.

Maria C. Brosseit: Von LitRPG hatte ich beispielsweise vor der Organisation der Messe noch nie etwas gehört, der Bereich kommt aus der Rollenspiel-Tradition; man spielt dabei die Handlung in einem Buch mit, indem man durch seine Entscheidungen den Fortgang der Story bestimmt …

Vanessa Carduie: Und wir haben auch K-Pop-Romane dabei! Eine Autorin schreibt über eine koreanische Boyband und zieht ihr Marketing entsprechend auf: Mit Tourtickets und einer Tanzgruppe, die sie auf der LBM unterstützt hat …

Maria C. Brosseit: Am anderen Ende der Bandbreite gibt es dann zum Beispiel Schauerromantik … Auch queere Literatur war uns wichtig.

Andere Bereiche, sagen wir Lyrik, finden hingegen gar nicht statt …

Maria C. Brosseit: Das stimmt, solche Anfragen hatten wir leider nicht. Aber es gibt einen Grafik- und Illustrationsbereich mit einigen Ausstellerinnen, auch ein bisschen klassische Prosa beim Ultraviolett-Verlag … Der Kontakt entstand hier wieder über eine Autorenkollegin.

Ihr seid ja viel auf Events unterwegs … Was würdet ihr sagen: Habt ihr auch regionale Leserschaft?

Vanessa Carduie: Lesungen mache ich selbst nicht so viele, daher kann ich das schwer abschätzen. Ich höre aber auf der Leipziger Messe häufig das Feedback zu meinen Romanen: Wie schön, das spielt ja in der Region! Für die Leute hier ist das sehr greifbar. Tatsächlich war die Grundidee für meine Bücher sogar mal ein fantastischer Stadtführer …

Was lest ihr selbst für Bücher?

Maria C. Brosseit: Romance, entspannt in der Badewanne. Zuletzt auch gern Fantasy, von Kai Meyer bis Terry Pratchett.

Vanessa Carduie: Ich lese viel Fantasy und Romantasy, auch queere Themen in verschiedenen Genres oder etwas Historisches …

Wird es das Event ab jetzt jährlich geben?

Maria C. Brosseit: Da sind wir uns noch nicht sicher. Anfragen für das nächste Jahr gibt es schon jetzt, aber wir haben uns nach der Veranstaltung erstmal einen Monat zum Durchatmen erbeten. Im Juni, wenn wir alles ausgewertet haben, denken wir darüber nach.

Vanessa Carduie: Im Moment sind die Besucherzahlen einfach auch noch nicht greifbar. Das Publikum bestimmt ja auch mit.

Maria C. Brosseit: Wir fühlen uns gerade wie kurz bevor man ein Kind kriegt: Man will jetzt, dass es nach all der Arbeit endlich so weit ist! Und dann wird es hoffentlich ein angenehmer Tag für alle Beteiligten.

 

Das Gespräch führte Josefine Gottwald.

Die DREAM-Buchmesse findet am 03. Mai 2025 von 10 bis 17 Uhr im Haus an der Kreuzkirche statt. Die Voranmeldung ist noch bis 2. Mai möglich.

Informationen gibt es unter dream-dresden.de