Khue Pham©Alena Schmick
Kim (c) Dominik-Antoni-Krolikowski.jpg
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25.09.2023
Literaturnetz Dresden

Literatur im Tanztheater

Khuê Pham erarbeitet gemeinsam mit der deutsch-asiatischen Company Polymer DMT eine Bühnenfassung ihres Romans »Kim«

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Sie ist dreißig Jahre alt und heißt Kiêu, so wie das Mädchen im berühmtesten Werk der vietnamesischen Literatur. Doch sie nennt sich lieber Kim, weil das einfacher ist für ihre Freunde in Berlin. 1968 kamen ihre Eltern aus Vietnam nach Deutschland. Für das, was sie zurückließen, hat sich die Journalistin nie interessiert. Im Gegenteil: Oft hat sie sich eine Familie gewünscht, die nicht erst deutsch werden muss, sondern es einfach schon ist. Bis zu jener Facebook-Nachricht. Sie stammt von ihrem Onkel, der seit seiner Flucht in Kalifornien lebt. Die ganze Familie soll sich zur Testamentseröffnung von Kiêus Großmutter treffen. Es wird eine Reise voller Offenbarungen – über ihre Familie und über sie selbst.

Das Tanztheater-Stück Kim, das am 29. September im Festspielhaus Hellerau Premiere feiert, basiert auf dem Roman Wo auch immer ihr seid der preisgekrönten Berliner Journalistin Khuê Pham. In diesem Roman setzt sie sich mit den Auswirkungen des »amerikanischen Krieges« (hierzulande: des Vietnamkrieges) und der damit verbundenen Zerstreuung der eigenen Familie auf mehrere Kontinente auseinander.

Khuê Pham schreibt dazu:

»Ich arbeite also an der Bühnenadaption meines Romans Wo auch immer ihr seid, und es ist eine Reise in eine neue Welt. KIM, unser Stück, inszeniert die wichtigsten Szenen mit Tanz, Text, Live-Musik und Video, aber es ist keine reine Nacherzählung des Romans. Verwoben sind die persönlichen Erfahrungen der fünf Darsteller:innen, die auch irgendwie Kim sind – hin-und hergerissen zwischen der deutschen und asiatischen Kultur und auf verschiedene Weisen verbunden mit dem Vietnamkrieg, der DDR und sogar dem Krieg in der Ukraine.

Das also habe ich bei dieser Arbeit gelernt: wie universell die Geschichte ist, die ich als Buch aufschrieb. Und wie vielfältig die Möglichkeiten sind, sie zu erzählen. Anders als beim Schreiben liegt die Kraft des Tanztheaters in der körperlichen Präsenz – in den Bewegungen und Blicken der Darsteller:innen, in den Kostümen, in der Musik, in den Höhen und Tiefen, mit denen ich meinen Text vortrage. Auf einem Stuhl auf der Bühne. Inmitten von Tänzer:innen. Vor Video-Screens, auf denen in schwarz-weiß die Bilder vom Saigon der 60er Jahre vorbei flimmern.

Wer hätte das gedacht, als ich damals ein weißes Word-Dokument öffnete und zu schreiben begann?«