Noch einmal ein Sonderheft. Das widmet sich dem deutsch-schweizerischen Schriftstellerpaar Lisa Tetzner (1894-1963) und Kurt Kläber alias Kurt Held (1897-1959). Es ist die letzte Ausgabe der Dresdner Literaturzeitschrift Signum. 26 Jahre nach ihrer Gründung hat Herausgeber Norbert Weiß sie eingestellt.
Gründe dafür gebe es mehrere, wie er sagt. »Ich habe das jetzt 25 Jahre gemacht. Das reicht. Mal muss Schluss sein.«
Das erste Heft war am 10. Dezember 1999 im Café Donnersberg in der Rähnitzgasse präsentiert worden. Fast 50 Nummern erschienen seither, zwei pro Jahr, zuerst im Verlag Die Scheune. Als der 2005 aufgeben musste, übernahm das pro forma ein Verein. Praktisch bewältigte Norbert Weiß es allein. Der ist mittlerweile 75 Jahre alt – ein weiterer Grund. Ursprünglich sei geplant gewesen, sie bis 2010 erscheinen zu lassen. »Dass es dann doch weiterging, ist schön. Aber es war eine Art Zugabe.« Komplizierter seien zudem die Bedingungen für die finanzielle Förderung geworden, ohne die kaum eine Zeitschrift auskommt.
Veröffentlicht hat Signum Prosa, Gedichte, Essays. Teils von gestandenen Schriftstellern wie Andreas Altmann, Kerstin Hensel, Thomas Kunst, Thomas Rosenlöcher oder Jens Wonneberger. In der Regel kamen sie wie auch die weniger bekannten aus Dresden oder Sachsen.
Allerdings gab es in den Heften immer wieder umfangreiche Exkurse. Etwa über Regionen von der Lausitz, dem Erzgebirge Sachsen-Anhalt, Nordböhmen bis Zürich, Liechtenstein, Ostbelgien mit der dortigen Literaturzeitschrift Krautgarten, über den Verlag Stadtlichter Presse, der amerikanische Beat-Poeten in deutscher Übersetzung bekannt machte, zur rätoromanischen oder ungarndeutschen Literatur, über Dichter wie Karl Mickel oder zuletzt 2023 Wulf Kirsten. Damit öffneten sie ein Fenster in andere, teils unbekannte Landstriche. Dazu gab es ausführliche Besprechungen von Büchern, die in Zeitungen kaum berücksichtigt wurden.
Als wahrer Fundus erwiesen sich die Sonderhefte, beispielsweise zu Manfred Streubel, der Zeitschrift Die Kolonne oder Berthold Viertel.
Zum Abschluss lernen wir Lisa Tetzner aus Zittau und Kurt Kläber aus Jena kennen, ihren Mann, mit dem sie 1933 vor den Nazis in die Schweiz flüchtete. Sie begann als Märchenerzählerin, verfasste dann Kinderbücher. Ihre neunbändige Serie Erlebnisse und Abenteuer der Kinder aus Nr. 67 (1933-1949) gilt als wichtigstes deutschsprachiges Kinderbuch des Exils. Mit Kurt Kläber schrieb sie Die schwarzen Brüder (1940/41). Der wiederum wurde unter seinem Pseudonym Kurt Held bekannt mit Die rote Zora und ihre Bande (1941).
Signum, Blätter für Literatur und Kritik, Sonderheft 20, »Märchentochter & Rebell«, 106 S., 8,20 Euro
Der Text erschien erstmalig in den Dresdner Neuesten Nachrichten DNN.