Der Roman »Schutzzone« begleitet die UN-Angestellte Mira während ihrer Arbeit für das Büro der Vereinten Nationen in Genf. Tagsüber verfasst sie Berichte über Krisenregionen und versucht abends in Luxushotels zwischen verfeindeten Staatsvertreter*innen zu vermitteln. Als ihre Rolle bei der Aufarbeitung des Völkermords in Burundi hinterfragt wird, gerät Miras Souveränität ins Wanken, ihr Glaube, sie könne von außen eingreifen, ohne selbst schuldig zu werden.
Mit dem Band »Auch morgen« erhebt Bossong selbst die Stimme zum aktuellen politischen Geschehen und entlarvt mit Scharfsinn und sprachlicher Kraft falsche Idealisierungen und populistischen Kulissenzauber und warnt vor Geschichtsvergessenheit und wachsender Demokratiemüdigkeit. Thematisfch besucht sie dabei die Gelbwestenproteste in Paris, die Gegner des deutschen Kohleausstiegs in Jänschwalde und die Gedenkfeiern zum 25. Jahrestag des Völkermords in Ruanda. Sie zeigt, dass sich Versöhnung zwar nicht verordnen lässt, unser Bemühen darum aber nie nachlassen darf.
Nora Bossong wurde 1982 in Bremen geboren und studierte Kulturwissenschaft, Philosophie und Komparistik sowie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie schreibt Lyrik, Romane und Essays für die sie u.a. mit dem Thomas-Mann-Preis und dem Joseph-Breitenbach-Preis ausgezeichnet wurde.
Eintritt: 7 € / 5 € ermäßigt
Als Hommage an Erich Kästner und den 90. Geburtstag seines literarischen Meisterwerks »Der Gang vor die Hunde« widmen wir unsere Themenreihe 2021 der Fragestellung, wie wir als Individuen und als Gesellschaft mit befürchtetem, drohendem oder gar stattgefundenem Scheitern umgehen – sei es hinsichtlich persönlicher Unzulänglichkeiten, künstlerischer Dilemmata, gesellschaftlicher Kontinuitätsbrüche oder globaler Katastrophen.