Letzte Woche wurde bekannt, dass Ingo Schulze den Preis der Literaturhäuser 2021 erhält. Hauke Hückstädt ist Sprecher des Netzwerks der Literaturhäuser und sagt dazu: »Der Preis der Literaturhäuser wird seit nunmehr zwanzig Jahren verliehen. Für die Entscheidung bringen die Leiterinnen und Leiter der Literaturhäuser aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Vorschläge ein. Da wir Veranstalter sind, ist das natürlich auch ein Preis, der gleich nach dem Werk immer auch die Performanz und Mitteilsamkeit einer Autorin, eines Autors würdigt, so wie wir sie als Vermittlerinnen und Vermittler erleben.«
Das Netzwerk der Literaturhäuser entstand in den späten neunziger Jahren des letzten Jahrtausends. Damals schlossen sich einige Häuser für eine gemeinsame Plakataktion zusammen: Während der Sommermonate erschienen so auf den Werbeflächen in mehreren Städten Gedichte. Mit der Zeit entstand aus diesem losen Verbund ein eingetragener Verein mit inzwischen 15 Literaturhäusern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
In diesem Netzwerk entwickeln und veranstalten die Literaturhäuser gemeinsame Projekte und tauschen sich über Erfahrungen und Konzepte aus. Letztes Jahr rief das Netzwerk die Kampagne »#zweiterfrühling – Bücher währen länger« ins Leben, um Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt, die aufgrund des Lockdowns unter den Tisch zu fallen drohten, mehr Präsenz in der Öffentlichkeit zu schenken. Hauke Hückstädt sagt über die Aktion: »Die Kampagne #zweiterfrühling ist ein immenser Wirkungserfolg des Netzwerks. Etwa 140 Player haben sich beteiligt: Veranstalter, Bibliotheken, Buchhandlungen, Verlage, Agenturen aus dem gesamten deutschsprachigen Bereich. Die Crespo Foundation und die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien (Neustart Kultur) haben sich ihr unterstützend angeschlossen und mit fünf- und sechsstelligen Beträgen weit über 100 Lesungen ermöglicht, die es sonst nicht geben könnte. Aufmerksamkeit für Bücher aus dem Jahr 2020 auch in 2021 – das nun allerdings auch kein leichtes Jahr für Neuerscheinungen zu werden droht.«
Ein anderes Projekt des Netzwerks war die Veranstaltungsreihe »Vom Unbehagen in der Fiktion«, die dem (semi-)dokumentarischen Charakter von aktuellen Texten nachgeht, wie er z.B. bei Didier Eribon, Annie Ernaux oder Saša Stanišić anzutreffen ist. Ein weiteres Highlight wird die deutschlandweit einzige Lesung des Nobelpreisträgers Kazuo Ishiguro aus dem Münchener Literaturhaus, die alle Häuser gemeinsam am 6. Mai live streamen.