Aristoteles unterschied fünf Sinne des Menschen: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tastsinn.
Nach taoistischer Tradition gibt es fünf Elemente: Wasser, Feuer, Erde, Holz, Metall.
Die Fünf ist auch die Zahl der Liebe.
Der Autor Volker Sielaff findet: Grund genug, Schriftstellerinnen und Schriftstellern fünf Fragen zu stellen und sie um grundlegende wie sinnlich-sinnige Antworten zu bitten.
Worüber haben Sie zuletzt gestaunt?
Als ich beim Gespräch mit dem Smartphone meine Enkelin betrachtete und bei einer ihrer Gesten stutzte, sie glich aufs Haar (was für ein schönes Wortbild) der Bewegung meiner Schwester, mit der sie sich in jungen Jahren das lange Haar aus dem Gesicht strich.
Worüber waren Sie zuletzt zornig?
Ich bin eher nicht aufbrausend. Die Waffenexporte Deutschland und weltweit bedrücken mich immer wieder: Lernt der Mensch denn nie dazu? Mein Vater, der 18-jährig in den Krieg musste, sagte mal: »Wer noch einmal eine Waffe in die Hand nimmt, dem soll die Hand abfaulen.« Das ist für mich Leitsatz.
Welcher Ort inspiriert Sie?
Die Orte, die der Gewalt des Menschen ausgesetzt sind oder waren, die ihm unterlagen. Egal, ob aus wirtschaftlichen oder territorialen Motiven. Sie zeigen mir mit ihren Resten die Tilgung. Und eigentlich sind es immer die alten Gewaltmuster.
In welche Zeit würden Sie sich mit einer Zeitmaschine befördern lassen?
Ich würde gern einige Zeit in Platons Platonopolis sein, um auszukundschaften, ob es nicht doch noch einen Weg in seinem Sinne gäbe, der es wert wäre, ihn auszuprobieren.
Welche historische Person würden Sie gern für eine ausgedehnte Berg- bzw. Strandwanderung treffen?
Heinrich Mann. Ich würde mit ihm durch Berlin wandern, um seinem Roman Im Schlaraffenland heute nachzugehen. Da gäbe es genügend Deckungsgleiches.
In Folge 12 lasen Sie: Fünf Fragen an Lutz Seiler
Veranstaltungshinweis: Róža Domašcyna liest heute im Erich Kästner Haus für Literatur Lyrik zur Veranstaltung »In allen Himmelsrichtungen«.
mehr zur Lesung
Róža Domašcyna wurde 1951 in Zerna bei Kamenz (Oberlausitz) geboren und lebt heute in Bautzen. Mehrere Jahre war sie in der Redaktion der sorbischen Kinder- und Jugendzeitschrift Płomjo und der Tageszeitung Nowa doba tätig. Von 1979 bis 1984 studierte sie Ingenieurökonomie des Bergbaus an der Ingenieurschule für Bergbau und Energetik in Laubusch (Senftenberg). Es folgte ein Studium am Literaturinstitut Johannes R. Becher in Leipzig, ehe sie sich als freischaffende Autorin in Bautzen niederließ. Seither hat sie zahlreiche Lyrikbände veröffentlicht, darunter auch Künstlerbücher. In ihren Texten nutzt sie poetische Interferenzen zwischen dem Sorbischen und dem Deutschen; beide Sprachen gehen so eine Verbindung ein, die den von Kito Lorenc vorgeschlagenen Weg der Weiterentwicklung sorbischer Lyrik konsequent beschreitet. Durch ihre Verankerung im Sorbischen und ihrer gleichzeitgen intensiven Beziehung zur Welt entstehe ein »europäisches Ausstrahlen« (Wulf Kirsten). UNter anderem erhielt sie 1998 erhielt sie den Anna Seghers Preis und 2018 den Sächsischen Literaturpreis. Soeben ist im Verlag Poetenladen ihr neuer Gedichtband »Stimmen aus der Unterbühne« erschienen.
Volker Sielaff lebt als Autor und Publizist in Dresden und ist Mitorganisator des Festivals für Zeitgenössische Literatur »Literatur Jetzt!«. Mehrere Gedichtbände und ein Journal liegen vor, unter anderem »Glossar des Prinzen« und »Überall Welt«. Soeben erschien ist im Verlag Voland & Quist / Edition Azur sein neues Buch »Barfuß vor Penelope«. Michael Braun sagte dazu im Deutschlandfunk: »In seinem neuen Gedichtband »Barfuß vor Penelope« treibt Sielaff seine Sprachkunst auf die Spitze und durchläuft hierbei von Kapitel zu Kapitel immer neue Selbstverwandlungen.«