Vier Neuveröffentlichungen von Autor*innen, biografisch mit Sachsen verbunden, und manchmal sehr unterschiedliche Einschätzungen von drei Literaturkundigen dazu – das erwartet Besucher des alljährlichen »Buchsalons« des Sächsischen Literaturrats. Im Gespräch sind am Dienstag, 19 Uhr, im Erich Kästner Haus für Literatur am Albertplatz in der Dresdner Neustadt, Josefine Gottwald aus Pirna, die selbst Fantasy-Literatur schreibt, der Dresdner Dichter Volker Sielaff und Axel Helbig, Redakteur der Kunst- und Literaturzeitschrift Ostragehege.
Am Ende als Autor zu erleben ist Thomas Podhostnik. Er gibt Kostproben aus Dear Mr. Saunders. Chatanga (Parasitenpresse), dem dritten Teil seiner Trilogie. Briefromane sind das. Schon das ist ungewöhnlich im Zeitalter von E-Mail, SMS und digitalen Messaging-Diensten. Im Buch schreibt sie Erzähler Sergej, auch Serge genannt, ein Kunststudent, an den amerikanischen Schriftsteller George Saunders, stets auf Papier: »Ich möchte Ihnen auf keinen Fall zumuten, von einem Bildschirm ablesen zu müssen«. Sergej ist Sohn von Gastarbeiter-Eltern. Die deutsche Sprache hat er aus Filmen und der Lektüre von Thomas Mann, Büchner und Kafka erlernt. Er, ein Kleinkrimineller, erzählt seine Lebensgeschichte, denkt über slawische Identität nach und die Macht einer Elite – auch im Literaturbetrieb. Er stellt sich die Frage: Wem gehört die Sprache und wem die Erzählungen?
Thomas Podhostnik ist 1972 in Radolfzell (Bodensee) als Sohn slowenischer Gastarbeiter geboren. Der gelernte Speditionskaufmann hat sich am Teatro Nacional de Cuba zum Regieassistenten ausbilden lassen und am Deutschen Literaturinstitut studiert. Dort, in Leipzig, lebt er heute.
Debattieren wollen die drei Beteiligten über Deutsche im Wind (Satyr Verlag), kurze, witzig-kluge Texte des Lesebühnen-Autors Michael Bittner (Sax Royal). Der wuchs auf dem Land in der Lausitz auf, lebte einige Jahre in Dresden, mittlerweile in Berlin.
Als zweites geht es um Verschlissenes Idyll (Poetenladen), das Gedicht-Debüt von Marit Heuß. Die in Leipzig lebende promovierte Literaturwissenschaftlerin, 1984 in Schlema geboren, spricht in einem Gedicht wie Stadtsternzone von »Gebirgen aus Uran« und von »kühnen Bierfahrergedichten« der Vorfahren.
Als drittes zur Debatte steht Verzweiflungen (Suhrkamp), ein Essay von Heike Geißler. Darin reflektiert sie, die 1977 in Riesa geboren ist und in Leipzig lebt, über Geschlechterrollen, Heroismus, Militarisierung, Menschenfeindlichkeit. Sie wehrt sich gegen unaushaltbare Verhältnisse – mit einem anderen Blick.
Ein Beitrag aus Dresdner Neueste Nachrichten (DNN) Kultur.